Man's World Denkanstoss #2

Wir Idioten

Ein Gastbeitrag von PUNKT das Wirtschaftsmagazin

Dummkopf, Trottel, Schwachkopf oder Idiot – gemeint ist immer dasselbe: Du bist dumm. Im letzteren Fall zumindest war das nicht immer so. Das Wort Idiot leitet sich vom griechischen «idiotes» ab, was – völlig wertfrei – «Privatperson» bedeutet. Im antiken Griechenland wurden so Männer bezeichnet, die keine öffentlichen Ämter wahrnahmen, obschon sie dazu befähigt gewesen wären. Erst im alten Rom verschob sich die Bedeutung des Wortes hin zu «Pfuscher» oder «Stümper», ein Mensch mit geringer Bildung.

Im 15. Jahrhundert war es dann der deutsche Philosoph und Theologe Nikolaus von Kues, der den Ruf des Idioten retten wollte, indem er ihn als neugierigen und weltoffenen Laien deutete und spitzfindigen Theoretikern gegenüberstellte: «Befreie uns, Herr, von den Dialektikern!», lautet einer seiner berühmtesten Aussprüche. Es sollte nicht sein, der Idiot blieb eine Beleidigung und die Idiotie bis ins 20. Jahrhundert die Bezeichnung für geistige Behinderung. Zwar ist der Begriff heute aus der Medizin vollständig verschwunden, von seiner Rehabilitierung oder der Rückkehr zur ursprünglichen Bedeutung ist der Idiot aber weit entfernt. Dabei hätte er Hochkonjunktur: Die Fähigsten der Gesellschaft arbeiten heute in der Privatwirtschaft, um öffentliche Ämter machen sie einen weiten Bogen. Dann sollten sie sich aber auch nicht beklagen, dass alles falsch laufe, das entlarvt sie nur als Idioten – im doppelten Wortsinn.

 

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