Man's World Unternehmer Geschichten #4

Größe ist nicht alles

Damit kleine Motorräder größten Spaß bringen können, bedarf es großer Mühen.

Thomas Disch hat Spaß zu seinem Beruf gemacht. Dabei ist er weder Komiker, noch auf sonstwie übliche Wiese zu Scherzen aufgelegt (sein durchaus vorhandener Sinn für Humor ist eher trockener Natur). Vielmehr hegt, pflegt, restauriert und repariert Thomas Disch die winzigen Dax- und Monkey-Motorräder aus japanischer Produktion. Und das macht ihm, bei aller Ernsthaftigkeit, mit der er dieser Tätigkeit nachgeht, eben Spaß.

Nach Jahrzehnten in der Werbeindustrie entschloss sich Disch vor einer Weile, mit der Dax Manufaktur seine zuvor nur privat genutzten Talente einzusetzen und sein bisheriges Hobby zum Beruf zu machen. Was bei den meisten nach mittelschwerer Mid-Life Crisis klingen würde, wirkt bei Disch hingegen nur wie ein ebenso logischer wie konsequenter Schritt.

Sein Alltag in und zu Diensten der Dax Manufaktur hat dann auch wenig mit dem üblichen Eskapismus von Herren mittleren Alters an sich. In seiner kleinen Werkstatt muß Disch nämlich auf  ganz klassische Art in die Hände spucken. Denn die Arbeit an den winzigen Motorrädern verhält sich keineswegs analog zu deren Größe. Und das hat vor allem damit zu tun, dass die allermeisten Daxe und Monkeys eben nicht schon seit Jahren bei einem wie Thomas Disch in der Wartung waren. Sondern in den Händen von vielleicht sogar wohlmeinenden Bastlern und Schraubern, die dachten, ein kleines Motorrad würde tatsächlich auch wenig Arbeit bedeuten.

Dies hat zur Folge, dass Disch in seinem Winterhuder Mini-Motorrad-Schrein oftmals Jahrzehnte der Stümperei, Schlamperei und Missachtung wettzumachen hat.

Gott sei Dank ist es aber genau das, was ihm auch Freude bereitet. Und jedem Besucher, der eine der oftmals verhunzten, fast immer ermatteten und gerne angerosteten Hondas erblickt und danach ein von Disch bereits wieder aufgepäppeltes Exemplar in Augenschein nehmen kann. ‘Tag und Nacht’ wäre dabei der falsche Vergleichsmaßstab. Die junge Brigitte Bardot im Vergleich zu deren gealterter Variante träfe es eher.

Dass Thomas Disch einen Sinn fürs feine Detail hat, sieht man nicht nur daran, dass er sich kleinen Motorrädern widmet und seine Werkstatt nicht eben ausladend ist. Sondern auch daran, dass er nicht einfach bei jeder Dax oder Monkey dasselbe Programm runterspielt. Sondern, je nach Basis oder auch Kundenwunsch, ein Maximum an Patina erhält. Oder alternativ eine drei Jahrzehnte alte Mini-Honda mal eben wieder fabrikneu glänzen läßt.

Um all das anbieten zu können, verfügt die Dax Manufaktur über einen reichhaltigen Vorrat an Ersatzteilen in unterschiedlichem Zustand. Schon dessen Zusammenstellung ist dabei eine echte Herausforderung, ist es doch gerade die Qualität der Komponenten (oder deren Mangel), die in der Vergangenheit manche Dax zum Häufchen Elend auf zwei kleinen Rädchen werden ließ.

Die flinken Motorräder aus Japan sind eben, wie man so schön sagt, in jeglicher Hinsicht ‘klein, aber oho’. Wobei es an Thomas Disch liegt, für das ‘Oho’ zu sorgen.

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